Das 31. Jahrbuch BIO-Europa fand vom 3. bis 5. November 2025 in Wien, Österreich, statt und brachte die globale Biowissenschaftsgemeinschaft zurück in eine Stadt, die seit langem für ihre inspirierenden, weltverändernden Ideen bekannt ist. In den historischen Kaffeehäusern Wiens, einst die akademische Heimat von Freud, Boltzmann und Schrödinger, fanden zum Nachdenken anregende Gespräche statt, bei denen mehr als 5.900 Life-Science-Experten aus über 3.200 Unternehmen aus mehr als 60 Ländern zusammenkamen. Mit über 32.000 durchgeführten Einzelgesprächen bekräftigte die Veranstaltung ihre Rolle als Europas führende Plattform für strategische Partnerschaften, Investitionen und die Förderung transformativer medizinischer Innovationen.
Europas ATMP-Dynamik und regionale Innovationszentren
In ganz Europa herrscht Schwung Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMPs) beschleunigt sich weiter. Diese Therapien verändern die Zukunft der Medizin, und regionale Innovationszentren sind für die Unterstützung von Entdeckung, Entwicklung und Übersetzung von entscheidender Bedeutung. Wallonien ist die Heimat eines lebendigen und innovativen Life-Science-Ökosystems aus globalen Industrieführern, KMU und Start-ups, die Produkte entwickeln oder hochmoderne Technologien/Produkte/Dienstleistungen anbieten, 5 Universitäten und mehrere Weltklasse-Forschungszentren, spezielle Wissenschaftsparks, Supply-Chain-Experten und 2 CEIV-Pharma-Flughäfen. Durch conWallonien verbindet Universitäten, Biotech-Unternehmen, Hersteller, Krankenhäuser und Investoren und zeigt, wie regionale Spezialisierung, koordinierte Politik und strategische Investitionen Europa als weltweit führenden Anbieter fortschrittlicher Therapeutika positionieren können.
Fusix Biotech: Krebs durch Fusion bekämpfen
Einer der Höhepunkte von BIO-Europe 2025 war die Ankündigung von Fusix Biotech GmbH als Gewinner des Startup Spotlight-Wettbewerbs. Unter der Leitung von CEO Jennifer Altomonte beeindruckte Fusix Biotech die Jury mit seinem bahnbrechenden Ansatz zur Krebsbehandlung. Das von vier in Molekularbiologie, Virologie, Immunologie und Onkologie ausgebildeten Wissenschaftlern gegründete Unternehmen baut seine Strategie auf der Vision auf, Krebs durch kontrollierte Zellfusion zu bekämpfen. Ihre proprietäre Plattform für onkolytische Viren, InFUSE™ist darauf ausgelegt, Tumore durch eine Kombination von Mechanismen innerhalb der Tumormikroumgebung zu beseitigen. Durch die Induktion einer tumorspezifischen Zelllyse, die lokale Freisetzung therapeutischer Wirkstoffe, die Aktivierung von Immunzellen und die Auslösung einer gezielten Entzündung löst InFUSE™ eine Kaskade von Ereignissen aus, die nicht nur Tumorzellen zerstört, sondern auch das körpereigene Immunsystem auf eine dauerhafte Antitumorreaktion vorbereitet. Dieser vielschichtige Mechanismus bietet Hoffnung für Krebsarten, die traditionell einer Immuntherapie widerstanden haben, und die Anerkennung von Fusix unterstreicht die wachsende Bedeutung immunonkologischer Strategien, die direkte Onkolyse mit systemischer Immunaktivierung kombinieren.
VAR2 Pharmaceuticals: Tumore gezielt angehen
Ein weiteres bemerkenswertes Unternehmen, das auf der BIO-Europe vorgestellt wurde, war VAR2 Pharmaceuticals ApSein dänisches Biotech-Unternehmen im klinischen Stadium, das 2012 aus der Universität Kopenhagen hervorgegangen ist. VAR2 Pharma baut seinen Ansatz auf der Entdeckung von auf onkofetales Chondroitinsulfat (ofCS)ein tumorspezifisches Glykosaminoglykan, das in über 95 Prozent der Krebsarten exprimiert wird und in gesundem Gewebe weitgehend fehlt. Diese Entdeckung ermöglicht die Entwicklung monoklonaler Antikörper, Vartumabsin der Lage, CS mit hoher Präzision anzugreifen – etwas, das herkömmliche Antikörper aufgrund subtiler Strukturunterschiede bei Glykosaminoglykanen nicht erreichen können. Vartumabs bilden die Grundlage eines therapeutischen Portfolios, das Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, CD3-bispezifische Antikörper und CAR-T-Therapien umfasst. Präklinische Studien, einschließlich patienteneigener Xenotransplantatmodelle, belegen eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit. Das Unternehmen hat über 30 Millionen Euro eingesammelt, behält das volle Eigentum an geistigem Eigentum und führt eine erste Phase-0-Immun-PET/CT-Bildgebungsstudie am Menschen durch, die eine präzise Tumoransammlung mit minimaler Off-Target-Bindung zeigt. Die GMP-Herstellung eines ofCS-zielenden Antikörper-Wirkstoff-Konjugats begann im Juli 2025, die klinische Einführung ist für Anfang 2027 geplant.
Organ-on-a-Chip: Die Arzneimittelentwicklung verändern
Über die Onkologie hinaus beleuchtete BIO-Europe 2025 Technologien, die die Arzneimittelentwicklung verändern, lange bevor Therapien die Klinik erreichen. Die Niederlande haben sich als führend herausgestellt Organ-on-a-Chip (OoC) Technologien, die wesentliche Funktionen menschlicher Organe auf mikrofluidischen Chips nachbilden. Diese Chips ermöglichen es menschlichen Zellen, in dreidimensionalen Strukturen zu wachsen, die das Verhalten realer Organe nachahmen und so genauere Vorhersagen über die Toxizität und Wirksamkeit von Arzneimitteln ermöglichen. Als tierversuchsfreie Technologie bietet OoC schnellere Entwicklungszeiten, sicherere Therapien und einen großen Schritt in Richtung Präzisionsmedizin. Fortschritte bei Multiorgansystemen und patientenbasierten Modellen weiten ihre Wirkung in allen therapeutischen Bereichen weiter aus.
Das niederländische Ministerium für Wirtschaft, Gesundheit, die niederländische Unternehmensagentur (RVO), die niederländische Botschaft in der Schweiz und Industriepartner erkannten das transformative Potenzial von OoC und entwickelten eine strategische mehrjährige Zusammenarbeit, um die Einführung und globale Positionierung von OoC zu fördern. Das Ergebnis Marktentwicklungsplan 2026–2028 stärkt die niederländisch-schweizerische Zusammenarbeit, macht beide Länder zu internationalen Spitzenreitern und initiiert Programme zur Beschleunigung der Entwicklung, Kommerzialisierung und globalen Sichtbarkeit. Diese koordinierten Bemühungen unterstützen den wissenschaftlichen Fortschritt, das Wirtschaftswachstum und verbesserte Patientenergebnisse und positionieren Europa als führende Kraft in der biomedizinischen Innovation.

Datenherausforderungen und die Zukunft der Medizin
Während Europa Fortschritte in den Bereichen Onkologie, fortschrittliche Therapien und Organ-on-a-Chip-Technologien macht, steht die Pharmaindustrie vor einer entscheidenden Hürde: der Herausforderung menschlicher Daten. Obwohl enorme Mengen an Informationen generiert werden, mangelt es der Pharmaindustrie immer noch an hochwertigen, interoperablen und ethisch zugänglichen menschlichen Datensätzen, die für die KI-gesteuerte Arzneimittelentwicklung und Präzisionsmedizin erforderlich sind. Viele bestehende Datenbanken wurden eher für die klinische Verwaltung als für tiefe biologische Erkenntnisse erstellt, sodass den Forschern fragmentierte oder unvollständige Informationen zur Verfügung stehen.
Die auf der BIO-Europe 2025 vorgestellten Innovationen – tumorspezifische Antikörper, onkolytische Virusplattformen und Organ-on-a-Chip-Systeme – liefern umfassendere, prädiktivere, für den Menschen relevante Daten, die dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Europa steht jetzt an einem Wendepunkt: Durch die Kombination wissenschaftlicher Führung mit modernen Datenökosystemen kann die Arzneimittelentwicklung schneller, genauer und wirklich menschenzentriert erfolgen.





